Margarethe von Trotta – die Retrospektive im Neuen Berliner Kunstverein
„Frauen sollen sichtbar sein, Möglichkeiten haben – auch die, schlechte Filme zu machen, weil die Männer es sich schließlich auch herausnehmen, schlechte Filme zu machen.“ Dies ist ein Zitat von Margarethe von Trotta.
In der Chausseestrasse präsentiert der Neue Berliner Kunstverein noch bis zum 9. November eine sehenswerte Retrospektive über die große Filmemacherin, die 1981 als erste Frau mit dem Goldenen Löwen der Filmfestspiele Venedig für ihren Film DIE BLEIERNE ZEIT ausgezeichnet worden ist.
Wenn man durch die von Marius Babias und Michaela Richter hervorragend kuratierte Ausstellung geht, scheint mit dem entsprechenden zeitlichen Abstand alles ganz zwangsläufig: die Themen, die Besetzung, der politische Anspruch. Ein Masterplan des künstlerischen Schaffens. Dabei hatte sie doch vor allem am Anfang immer mit Schwierigkeiten zu kämpfen: Bei DIE VERLORENE EHRE DER KATHARINA BLUM stand ihr Name noch nicht einmal auf dem Filmplakat, obwohl sie gemeinsam mit Volker Schlöndorff das Drehbuch geschrieben und auch Regie geführt hatte.
Und dann die Kritiken! Die allesamt männlichen Filmkritiker überzogen sie in den Feuilletons der bundesrepublikanischen Presse mit Häme und Verachtung. In der Ausstellung sind einige Beispiele nachzulesen. Peinlich für die Verfasser! Das wäre in dieser Form heute nicht mehr möglich. Dass das so ist, verdanken wir den Gründerinnen von Pro Quote Regie und eben auch Margarethe von Trotta.
Und noch etwas wird deutlich in dieser Ausstellung, die sich auf die Kinofilme der Regisseurin beschränkt: Sie ist treu. Ihren Hauptdarstellerinnen Barbara Sukowa und Katja Riemann, ihren Themen, den Filmbiografien unangepasster Frauen und ihren Autorinnen, beispielsweise Pam Katz, von der sie insgesamt vier Drehbücher verfilmt hat.
2004 hat Margarethe von Trotta für den WDR das Polit-Drama DIE ANDERE FRAU gedreht. Ich habe diesen TV-Film produziert. Eine Stasi-Romeo-Geschichte der besonderen Art. Die beiden Hauptrollen spielen Barbara Auer und Barbara Sukowa, das Drehbuch stammt von Pam Katz. Leider werden Fernsehfilme nur selten wiederholt.
Dass Margarethe von Trotta gute, interessante Filme gemacht hat, die noch immer aktuell sind, zeigt parallel zur Ausstellung der Neue Berliner Kunstverein in einer Werkschau im Kino Babylon.